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Das Helbetal - regionalgeschichtliche Beiträge

Die Helbeburg

.........(Auszug)


Helbeburg (Zeichnung von Ehrhardt)
Der Text wird wiedergegeben nach den "Großwendener Geschichten" von Friedrich und Werner Beate (Selbstverlag, Schernberg 1967)
Anmerkungen und Fotos von Norbert Patzelt

Am Verbindungswege von Friedrichsrode nach Kleinberndten, von der Helbe umspült, erheben sich 150m über der Talsohle, 420 m über dem Meer zwei niedere Wälle, die letzten Zeugen der Helbeburg. Duval nennt sie Helbeburg. Gebäulichkeiten sind weder auf der Hochfläche noch an den Abhängen vorhanden. Nur der "Burghagen", die "Burgwiese", der "Schlossplatz", der "Schlossbrunnen", das "Kuxloch", der "Wilde Kirchhof", das "Mönchsholz" und das "Harzunger Feld" erinnern an die dunkle Vergangenheit der dem großen Weltverkehr entlegenen Stätte. Die Wälle sind ringförmig einander vorgelagert und umschließen eine Fläche von 14,3 Morgen. Die Gesamtlänge des äußeren Ringes beträgt 430m, die des inneren 166m. Der größte Durchmesser des äußeren Ringes misst 252m, der des inneren 86m (von Nord nach Süd gemessen). Nach dem Westen fällt der Berg nach dem Helbetale steil ab und erübrigt dadurch eine größere Befestigungsanlage. Nur ein kleiner, niedriger Wall übernimmt hier den Schutz der Burg. Aber in den übrigen, dem nach Süden und Osten auslaufenden Bergrücken und dem sanften nach Norden in das Helbetal fallenden Abhange zugekehrten Teilen erheben sich die beiden Ringwälle bis zu einer Höhe von 3m. Die beiden Wälle sind noch im nördlichen Teile durch einen etwa 60m in Querwall verbunden. Der niedere, dem steilen Westhang vorgelagerte Wall ist noch 100m nach Süden über den Ring hinaus fortgesetzt, biegt scharf nach Osten ab und endet dann plötzlich nach etwa 50m auf dem ebenen Bergrücken (die angeführten Maße sind dem Werke von P. Zschiesche, Erfurt, "Vorgesch. Altertümer ..." Heft 11 entnommen). Aus nördlicher Richtung führt ein abschüssiger Weg von der Talsohle aufwärts und durchbricht die beiden Wälle. Ich glaube aber kaum, dass dieser Weg zu Blütezeit der Helbeburg schon die beiden Wälle durchbrochen hat. Wahrscheinlich haben ihn erst späterlebende Geschlechter durch die alten Befestigungen gelegt. Die ebene Fläche des innersten Ringwalles wird von einem etwa 2 m tiefen Loch unterbrochen, das seiner brunnenähnlichen Form den Namen "Burgbrunnen" verdankt. Dieser unscheinbare Schacht lenkt die Aufmerksamkeit des Forschers besonders auf sich. Sein Ursprung und Zweck ist bis heute in tiefes Dunkel gehüllt und wird wohl auch schwer zu ergründen sein. Am steilen Talabhange nach Westen befindet sich noch eine Höhle außerhalb der Schutzwälle, die dem Namen "Burgloch" führt.

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Die Bevölkerung der Umgebung erzählt (geschrieben 1926), dass es schon 1100 Jahre her sei, dass die stattliche Burg zerstört worden sei. Melissandes (Pfarrer, geb. 1685 zu Toba) erwähnt 1721 in seiner Beschreibung der Bergschlösser die "Helberburg" als ein Raubschloss (?). Die Armee König Rudolfs von Habsburg soll unter den damals geschleiften 66 Schlössern auch diese Burg niedergerissen haben. Denn auf dem Reichstage zu Erfurt 1290 hatte man allgemein über die Unsicherheit der Straßen geklagt, insbesondere darüber, dass die Ritter einer Anzahl Bergschlösser Land und Leute beraubten. Darüber herrschte große Erbitterung, auch in den Kreisen der fahrenden Kaufleute. Eine Handelsstraße führte seit alter Zeit durch das Helbetal. Solange die Mutter Gottes in der Rosenkirche zu Elende* an der kranken Menschheit wunderbare Werke der Barmherzigkeit tat, ging ferner die Pilgerstraße, die von Mühlhausen, Langensalza, Schlotheim und anderen Orten kam, an der Helbeburg vorbei. Den Viergrafen von Schwarzburg lag die Pflicht on, diese Straße zu "frieden" und die Wallfahrer vor Unbill zu schützen. Nach allem wird das aber erst möglich gewesen sein, als vermutlich ein Störenfried auf der Helbeburg unschädlich gemacht worden war. Das ist Erzählung. Sehr fraglich bleibt, ob überhaupt auf dem Berge ein "Schloss" gestanden hat. Bei den angeblich früher vorgefundenen Fundamenten, wie Brunnen, Steintreppen und Gewölbe auf der ehemaligen Wallburgstätte gestanden. Woher Melissandes die Nachricht von der Vernichtung der Helbeburg als Raubschloss hat, gibt er nicht an. Perschmann nimmt nur an, dass der Hochflächenrand früher ein Haus getragen habe, wie ein aufgeworfener Hügel andeutet. Das kann eine Schutzhütte der Schwarzburgischen Grenzbeamte gewesen sein. Krönig behauptet: "Als aber die alte Wallburg dem Gedächtnis des Volkes entschwunden war, versetzte die geschäftigte Phantasie eine mittelalterliche Burg an deren Stelle. Eine solche hat indessen niemals hier gestanden, wenngleich die Bergfläche den Namen "Schlossplatz" trägt. Die Helbeburg, nur eine alte Wallburg, das ist wohl der wahre Sachverhalt. Verlässt man sich aber auf die Sagen, so kann man folgender Erzählung Glauben schenken oder auch nicht: "An der Stelle der Helbeburg stand in alten Zeiten ein prächtiges Schloss, das von Mauern und Türmen umgeben war und gar stolz von der Höhe ins Tal herabschaute. Der Burgerherr aber führe ein lasterhaftes Leben und verkehrte lieber mit den Nonnen in dem benachbarten Kloster Dietenborn, das mit dem Schlosse durch einen unterirdischen Gang in Verbindung stand, als dass er, seinem ritterlichen Ehrenworte getreu, den Armen und Schwachen seine Hilfe zuwandte. Die armen Untertanen gedachten nur unter Verwünschungen und Flüchen des harten, grausamen Herrn, denn Hab und Gut derselben wurde nur zu bald eine Beute des lasterhaften Mannes. Endlich, als das Maß seiner Sünden voll war, kam ein gewaltiges Gewitter, das 3 Tage lang über dem Schlosse stand, und ein Blitz fuhr hernieder und zündete es an, wobei alle Bewohner desselben in den Flammen umkamen. Der Ritter fand aber auch nach dem Tode keine Ruhe, und noch jetzt sieht man um Mitternacht seinen Leichenzug sich von der Höhe herab ins Helbetal bewegen, von kopflosen Mönchen, welche Lichter in den Händen tragen, begleitet. Auf dem Judenkirchhofe verschwindet der Zug gewöhnlich."

Rosenkirche: Die Rosenkirche in Elende war bis zur Reformation eine Wallfahrtskirche zu Ehren einer mittelalterlichen Marienerscheinung. Jetzt stehen nur noch der Chor und Teile des Querhauses.

Der Lauf der Helbe (so wird weiter berichtet) ist jetzt eigenartig. Den größten Teil des Jahres ist das Flussbett trocken, bis die Frühlingsstürme und die Sonne das Eis und den Schnee schmelzen. "Wenn die Helbe fließen, gibt es Sturm"! oder "Der Sturm hebt die Quelle"! spricht das Volk. Dann füllt sich das Tal mit Wasser. Bisweilen eilen tosende Fluten über die grünen Wiesenflächen. Bei dem ehemals besseren Wasserstande benutzten die sesshaften Bergbewohner zum Überqueren der Helbearme noch einfache Flöße und Booten. Schon die Völker der vorgeschichtlichen Zeit gebrauchten jedenfalls, um zur schützenden Helbeburg zu gelangen, ein ähnliches aus Holz gezimmertes Verkehrsmittel. Die Sage redet stark der Schiffbarkeit der Helbe in alten Zeiten das Wort. (Zu diesen früher oft sagenumwobenen und mit Wundern ausgestatteten hydrographischen Verhältnissen (Bewässerungsverhältnissen) gerade der oberen Hainleite sei hier wenigstens von mir eine kurze Bemerkung eingeschaltet: Unter anderem gibt es wasserdurchlässiges und wasserundurchlässiges Gestein. In Gebirgen mit undurchlässigem Gestein (im allgemeinen Harz oder Thüringer Wald), treffen wir oft auf kleine Bäche oder Rinnsale, also auf der Oberfläche abfließendes Wasser. In Gebirgen aus durchlässigem Gestein, z. B. Kalkgebirgen wie bei uns, finden wir höchstens einmal bei normaler Wetterlage in Niederung auf Tongrund ein kleineres Rinnlas. Große und plötzliche Niederschläge verändern natürlich das Bild auf kurze Zeit. In Kalkgebirge sickert das Wasser in die Erde, dazu löst das kohlensäurehaltige Regenwasser besonders kalkhaltige Bestandteile auf und bildet im Innern des Kalkgebirges verschiedentlich Höhlungen und Kanäle, in denen dann das Wasser in der Erde über undurchlässigen Schichten abfließt oder absichert und zuweilen an geeigneter Stelle als starke Quelle hervortritt. Es ist verständlich, dass in niederschlagsreichen Jahreszeiten oder Jahren das Wasser in den Hohlräumen steigt und dann verschiedenen Ortes zu Tage tritt. Weiter ist verständlich, dass im Kalkgebirge solche Flüsse wie die Helbe je nach den Witterungsverhältnissen sehr unterschiedlichen Wasser führen. Nun die Frage: Hat die Helbe in alten Zeiten viel mehr Wasser geführt? Bis etwa zur Zeit der großen Rodeperiode, also etwa 1000, 1100, 1200 war ja die ganze obere Hainleite, das Hauptniederschlags- und -quellgebiet der Helbe, bewaldet. Vor der großen Rodung berechnet man für ganz Deutschland 70 - 75 % Bewaldung, heute 23 %. Es ist bekannt, dass große Wald- und Sumpfgebiete für eine Landschaft Wasserreservoire für das ganze Jahr, dagegen weite offene Feldflächen der Austrocknung unvergleichlich mehr ausgesetzt sind. Heute ist der Wald bis fast an den nördlichen Steilabfall der Hainleite zurückgedrängt. Die Helbe ist also großen Rodeperiode den großen Schwankungen in der Wasserführung während verschiedener Jahreszeiten oder nach Gewittern nicht entfernt so unterlegen gewesen wie heute. Sie hat im regelmäßig mehr Wasser geführt (Fischreichtum). Selbst aber, wenn wir für das erste Jahrtausend wegen des noch überragenden Waldreichtum in Deutschland eine etwas höhere jährliche Niederschlagsmenge annehmen, erscheinen die Überlieferungen, dass sich auf der Helbe ein lebhafter Schiffsverkehr abgespielt habe, als Übertreibung der Sage. Flößerei und Kähne einiger Anlieger mögen in Brauch gewesen sein.

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Nun weiter: Bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts war nach einer Urkunde die Gemeinde Toba mit dem "Borkhagen", einer Waldung, belehnt worden. Vielfach wird daher die Helbeburg als bei Toba im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen gelegen erwähnt. Toba liegt etwa 12 km süd-östlich. Vorher, zur fränkischen Zeit, teilten die Gaue "Ohnefeld" (westlich Bleicherode - obere Wipper), Wippergau (um Gr-Furra), Altgau (Dietenborn - Kirchberg) und Winedon (um Berndten) das Helbequellgebiet. Über die Grenzen jener Zeit ist jedoch schwer etwas Genaues zu sagen. Die späteren Grafen von Beichlingen-Lahre und Hohenstein vertauschten vielfach die Grenzgebiete. Vor etwa 200 Jahren stritten die preußische und die schwarzburgische Regierung viel um die gegenseitige Abgrenzung allgemein und um den "Giebelfluss" an der Halbeburg um besondern. Auch die Größe der Burg spricht dafür, dass sie die Altvorderen der ganzen Gegend in Zeiten der Gefahr aufsuchten. Vielleicht war sie die letzte Zuflucht am steilen nördlichen Hochflächenrande der Hainleite. Aber auch eine heilige Stätte mag sie zeitweise gewesen sein. Die Germanen verbanden ja Kampf und Religion miteinander. Der Name Burg kommt von "bergan" oder bergen von himmlischen und irdischen Gütern her. Spuren von Zysternen sind sehr selten in Gebieten von Wallburgen. Die Helbeburg mit dem sogenannten "Schlossbrunnen" scheint vermutlich eine Ausnahme zu machen, wenn nicht die heute mit Erde und Laub angefüllte nur ein Schatzgräberloch ist. Sonst konnten feindliche Belagerungen lange ausgehalten werden. Gute Wasserverhältnisse waren Lebensbedingung, und der Wasserstand war wohl für die Anlegung eines Wasserbehälters in alter Zeit günstiger. Dr. P Zschiesche, Erfurt, hat vor etwa 40 Jahren (also etwa 1885) die Wälle untersucht. Nach ihm besteht die Anlage der Hauptsache nach aus 2 ineinanderliegenden Ringwällen, die nach Norden zu noch durch einen kurzen Querwall verbunden sind. Am steilen westlichen Abhang ist der Wall nur einfach und niedrig, weil hier eine Erstürmung weniger zu befürchten war, als von der nach Osten und Süden sich ausbreitenden Hochfläche und dem sanfteren nördlichen Hange. Der am westlichen Rande hinziehende Wall setzt sich noch etwa 100 m über der Ring nach Süden fort, biegt dann rechtwinklig nach Osten um und läuft etwa 50 m auf der Hochfläche hin, um hier blind zu endigen. Sein Zweck ist nicht recht klar, vielleicht ist die Befestigung hier unvollendet geblieben. Die Wälle bestehen, wie Zschiesche weiter an einem Durchstiche sehen konnten, aus regellos zusammengehäuften größeren und kleineren unbearbeiteten Kalksteinen und Erdmassen. Ihre Höhe beträgt durchschnittlich noch etwa 2,5 - 5 m. Überall befindet sich ein mehr oder weniger verschütteter Graben vor dem Walle. Mauerwerk ist nirgends sichtbar geworden. Im inneren Raum befindet sich der "Schlossbrunnen", den Zschiesche als einen noch mehrere Meter tiefen in den Kalkfelsen getriebenen Schacht jedenfalls schon erheblich verschüttet vorfand. Seit dem ist er immer mehr zugefallen, und jetzt (1926) wächst darin ein Baum. Ob es sich um eine Zysterne oder einen wirklichen Brunnen handelt, lässt sich nicht entscheiden. Der südliche Teil innerhalb der äußeren Umwallung wird die "Schlosswiese" genannt.

Das Bild von der Vertiefung, die einmal der Brunnen gewesen sein soll, wurde im Herbst 2008 aufgenommen.

Die bei verschiedenen Grabungen gemacht Funde waren sehr spärlich und beschränkten sich auch auf einige wenige, ziemlich hart gebrannte rohe Topfscherben, wie sie sich auch auf dem Reinhardtskopf, der Wöbelsburg und den meisten übrigen Wallburgen der Hainleite finden. Diese Gefäßstücke unterschieden sich deutlich von den mittelalterlichen Scherben, die am nördlichen Fuße des Berges vorkamen. Über die Entstehungszeit der Burg geben die bisherigen dürftigen Funde wenig Aufschluss. Zschiesche vermutet, dass die Erbauung bis vor den Beginn unserer Zeitrechnung zurücksetzen sei. Kelten, German, Hermunduren, Thüringer und Slaven nacheinander werden die Errichter, Vollender und Benutzer gewesen sein. Werneburg hält im allgemeinen die Wallburgen auf der Hainleite für thüringische, dagegen die auf den Vorbergen des Harzes für sächsische Grenzfesten. Er will dies daraus folgern, dass erstere ihre Front nach Norden, letztere nach Süden kehren. Aus der natürlichen Beschaffenheit der Höhenzüge erklärt sich das zwanglos. Wiederum die Sage erzählt: "Die unten im Tale vorbeifließende Helbe war einst ein gar bedeutender Strom (!?), auf dem die jenseits des Bergen wohnenden Thüringer herüberschifften zum Dienste der Göttin Lare in der Ruhnsburg. Weiter schifften über den Helbefluß die thüringischen Einwohner der Helbeburg, der Helbehöfe und des Dorfes Harzungen, wenn sie in der Stadt Brücken Geschäfts hatten und die Bewohner des letzten Ortes begegneten ihnen auf dem Wege, um sich drüben Getreide zu verschaffen, wenn durch Misswuchs die Ernte geschädigt worden war oder wenn sie, von Feinden bedrängt, Schutz auf der Helbeburg suchten." Krönig stellt diese Überlieferung der Sage richtig, wenn er schreibt: "Die ganze Anlage gibt uns ein anschauliches Bild einer Wallburg, jener alten Befestigungen, in welchen die umwohnenden Thüringer ihren Göttern Opfer brachten und in kriegerischen Zeiten Sicherheit und Schutz fanden."

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Zschiesche meint noch, dass die Zusammenkünfte am Himmelfahrtstage auf der Helbeburg vielleicht bis in die heidnische Zeit zurückreichen, und auch deshalb sich ein ehemaliger heiliger Ort hier vermuten lassen. Bis vor 50 Jahren etwa (um 1880) war die Burg am Himmelfahrtstage der Versammlungsort der Umwohner, welche den Tag hier mit allerlei Lustbarkeiten verbrachten. Vor dreißig Jahren noch diente der "Schlossplatz" den jungen Leuten aus den umgebenden Dörfern als Spielraum am Pfingsttage. Aber nicht allein die Volksversammlungen zogen die Menschen nach den Wallburgen, auch das Kräutersammeln wurde auf solchen Plätzen gepflegt. Es war allgemein üblich, am Himmelfahrtstage vor Sonnenaufgang auf gewissen Bergen, ohne ein Word zu sprechen und Speise zu sich genommen zu haben, Kräuter zu sammeln, um dieses sogenannte "ungesprochene Kraut" später als Heimmittel anzuwenden. Welch lebenswichtige Bedeutung die Helbeburg für die umwohnenden Menschen im 1. Jahrtausend gehabt haben muss, prägt sich noch in der langen Überlieferung von Aberglaube und Sage aus, die noch um die letzte Jahrhundertwende in den benachbarten Dörfern umging: Von jeher wurden auf alten Wallburgen große Schätze vermutet. Frauen aus Holzthaleben wollen, als sie dort grasen gingen, mit ihren eigenen Augen allerhand Spuk und Gespenster, ja selbst einen mächtigen Mann mit flammenden Augen gesehen habe. Weiter soll die Königin von der Helbeburg einmal in den Dörfern erschienen sein und den Leuten von dem Schatz in der tiefe erzählt haben. Ein großer schwarzer Hund mit grimmigen Zähnen halte Wache. Einige Leute haben den Schatz in einer Braupfanne von Gold fast in der Mitte des Schlossgartens, da, so eine Wacholderstaude stand, in der Tiefe der Erde geschaut. Thor (germanischer Gewittergott), der aus den Augen Blitze Werfende und sein höllischer Wächter scheinen uns in diesen Erzählungen entgegenzutreten. Allerlei fremde Menschen fanden sich ein und gruben nach Schätzen. Einheimische beteiligten sich rege daran. Besonders in den Jahren 1690 - 1720 ist stark gegraben worden. Der Oberförster Wedekind zu Keula hat auf einem seiner Dienstgänge auf dem Platz der Helbeburg Schatzgräber angetroffen. Bei seinem Erscheinen liefen sie erschreckt davon und ließen das Werkzeug zurück. Und so wurde von Menschen aus aller Herren Länder gesucht. Selbst ein Graf Günther von Schwarzburg wurde von dem Fieber erfasst. Niemals aber wird berichtet, dass ein Schatz gefunden worden sei. Am steilen Westabhange nahe dem Walle befindet sich das "Kuksloch" oder "Kuxloch". Es ist eine natürliche Felsspalte, die tief in den Felsen und wagerecht in den Berg hineinzieht (siehe spätere Beschreibung). Diese lenkte von altersher ebenfalls die Aufmerksamkeit auf sich. Einige alte, anscheinend im Anfang der 17. Jahrhunderts ziemlich unleserlich geschriebene Chornikblätter vermelden von der Höhle des Kuxloches nach Meyer folgendes: "Den 17. Mai, Montags nach Trinitatis (also in einem Jahre Anfang des 17. Jahrh.), seiend zwei Mannen das Helbetal heruffgeloffen kommen, den Nicoll Heintze von Dalleben, der dasselbst weydet, fragend, wo sie das Kuxloch finden möchten. Besagter Nicoll Heintze führet die Mannen, angekleid uff fremde art, an das große worbis Ueber und an das Loch , erbittet sich eine wenigkeit und überlegens von dem vielen Gold uns Silber, waß nach aller ehrlichen Leut vermelden darin begrabe leyt; ... " In dieser Geschichte erscheint dann noch ein großer Bär, es wird dramatisch. Von einem Funde wird nichts berichtet. Die Sage vermerkt auch, dass mancher, der nach den Schätzen suchte, dabei verunglückt wäre. Mein Vater (Vater von K. Ehrhardt) erzählte mir, dass im Kucksloch im Jahre 1876/77, gerade an dem Tage, wo auf dem Schlossplatz ein großes Fest gewesen sei, die ganz vertrockneten sterblichen Reste eines Menschen in gebückter Stellung und mit einem an sich gedrückten Gewehr gefunden worden sind. Die Gebeine sind in Friedrichsrode beerdigt. Sogar noch "etwa um 1820 kehrte in der Bülzingslöwischen Schenkwirtschaft zu Kleinberndten zwei fremde, ihrer Mundart nach wahrscheinlich aus der Rheinpfalz stammende Männer ein, die sich eingehend nach einer in der Wedemark stehenden und durch verschiedene Säbelhiebe kenntlich gemachten Buche erkundigten. Nachdem sie die ihnen wünschenswerten Angaben erhalten, gingen sie mit Wünschelrute, Schaufel und Hacke versehen, nach der bezeichneten Stellen. Kein Mensch hat seitdem wieder etwas von ihnen gesehen. Kurze Zeit darnach wurden von Holzthaleben aus unter dem Baume Nachgrabungen veranstaltet, doch ohne Erfolg. Die verschwundenen Pfälzer hatten den Schatz gehoben" (??). Die Anwohner flüchteten im Dreißigjährigen, im Siebenjährigen und während der Befreiungskriege mit ihrer Habe, wie Vieh und Getreide, in das Helbetal, besonders in die Wedemark. Martin Helbig schreibt: "Am Abhange an der dem Lohraischen zugewandten Seite, wo einst eine Kapelle gestanden". Es ist richtig, dass im Mittelalter das Dörfchen Helbe am Berge lag. Die Entstehungszeit ist unbekannt. Heinrich, Erzbischof von Mainz, bestätigte im Februar 1148 in Dorla "dem Kloster des Heiligen Michael zu Gerode unter Abt Eberhard die Schenkung der Mainzer Lehensgüter zu "Helven" durch den Freien Christian genant von Roth unter der Bedingung, dass jährlich der Tag seiner Ordination, d. h. der 27. September, gefeiert werde". Das etwa 1124 im Bau fertig gestellte Kloster Gerode errichtete hier an der Stelle einen Klosterhof. Eine Bulle Urban IV. vom Jahre 1262 bezeugt dem Kloster den Besitz eines Hofes in Helbe und das Patronat über die Kirche daselbst. 1288 verkaufte Graf Heinrich I. von Beichlingen-Lare dem Kloster alles Recht an den Zinsleuten der Höfe Helbe und Schierenberg. 1344 und 1370 verpfändeten die Grafen von Hohenstein unter anderem auch das Dorf und den Hof Helbe an Nordhäuser Bürger für eine größere gräfliche Schuld. 1431 erhalten diese Grafen tauschweise vom Kloster den Mönchhof zu Helbe gegen andere Liegenschaften am Harze. Der Klosterhof Helbe wird noch mit dem Klosterhofe zu Bleicherode zusammen erwähnt. 1546 - 1555 zogen die Grafen von Hohenstein den letzteren mit den anderen in ihrem Gebiete gelegenen Besitzungen und Gerechtsamen des Klosters Gerode ein. Die Klage des Klosters wurde durch das Reichskammergericht zugunsten der Grafen gegen eine Abfindungsentschädigung entschieden. Dann hört man nichts mehr über den Klosterhof Helbe. Das Dorf scheint nur einen kleinen Umfang gehabt zu haben und wird wahrscheinlich mit der Zeit in die Klostergebäulichkeiten einbezogen worden sein. Alte Leute (von 1926 ab gerechnet) wollen auf dem "Mönchfelde" noch die Grenzen der Hausgrundstücke und das Mauerwerk, sowie in einem nahen Kiefernbestande den Kirchhof des Dorfes erkennen. Man nennt den Ort jetzt (1926) "Mönchfeld", "Mönchholz", "Judenkirchhof" oder "Wilder Kirchhof". Auf dem Flecke am Mönchholze oder Mönchfelde ackerten einige Jahrzehnte die ersten Ansiedler von Friedrichsrode. Die Ernte war sehr gering. Die Früchte sind mit zweirädrigen Karren abgefahren worden. Das Mönchholz und das Mönchfeld waren früher Besitztum der Mönch. Auf dem sogenannten Kirchhof befinden sich noch eine Reihe eigentümlicher Erhebungen von runder und länglicher, halbkreisförmiger Gestalt. Götze, Höfer und Zschiesche sehen den "Wilden Kirchhof" als den Friedhof eines einstigen Klosterhofes Helbe an. Krönig meint dazu: "Es würde aber ein Irrtum sein, wenn man glauben wollte, einen mittelalterlichen Dorfkirchhof von sich zu haben, es ist vielmehr eine uralte Gräberstätte, wie eine Ausgrabung bewiesen hat, welche der verstorbene Prof. Perschmann aus Nordhausen am 8. Oktober 1875 veranstaltete". Bei den Ausgrabungen stellte sich in evidenter Weise heraus, dass in den Hügel Reste historischer Vergangenheit ruhten. Der durch einen Hügel gemachter Querschnitt lieferte Fragmente von sehr altertümlichen Ziegeln, Topfscherben, Kohle und Knochen. Neben Knochen und Scherben wurde auch ein Spinnwörtel, Messer und zwei altertümliche Schnallen gefunden. Krönig bemerkt noch, dass die Dichte des lockeren oberen Humusbodens, der dem aufgeschütteten Geröll folgte, nur etwa 4 cm betrug. Die Länge des Grabes wäre 14 und die Breite 11 Schritte, die Tiefe von der Mitte zu Sohle 1 1/3 m gewesen. Beim Abräumen des oberen Gewölbes stieß man nach ihm auf große Steinplatten, die rings um den Hügel aufgerichtet waren. Einen ganzen Kranz solcher Steine legten die Arbeiter frei. Je mehr von dem Geröll abgeräumt wurde, desto deutlicher sollen die Spuren ehemaliger Aufschüttung hervorgetreten sein. Im Innern fanden sich Bruchstücke von Ziegelsteine, meist Hohlziegel von größer Stärke, Scherben von Gefäßen in glatter, gereifter oder anders verzierter Gestalt, teils aus roter und grauer Farbe, teils vom Rauch geschwärzt. Gegen die Mitte des Hügels zu entdeckte man auf einer dünnen Kalklage Holzkohle, weiter einen Röhrenknochen und den Zahn eines Wiederkäuers. In einer tonähnlichen, fettig erscheinenden Schicht auf dem Grunde ruhten ebenfalls Scherben.

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Das Wort "Helbe" ist schwer zu erklären. Unterirdische Wasseradern werden gewöhnlich "Helbe" genannt. Meyer erklärt z. B. den Namen Kelbra von "helbe", "chelbe", an einem im Sommer trockenen Gebirgsbache. Eine Vermutung sei noch kurz erwähnt: Nach dem oben erwähnten Spinnwertel wäre dieser Fund auf 2500 - 2500 vor unserer Zeitrechnung, also die Jungsteinzeit, anzusetzen. Im Zusammenhange mit der Helbeburg und den Hügeln am Fuße des Berges ist das "Harzunger Feld" erwähnt. Es weist möglicherweise auf das ehemalige Dasein eines Dorfes Herzungen oder Harzungen hin. Jetzt ist es ein Waldteil, der sich südlich von Backhaus im Lohraer Forst an der Wedemark bis an den Uferrand der Helbe gegenüber der Helbeburg hinzieht. Krönig berichtet in der Niedergebraischen Chronik, dass noch etwa um 1830 dort allerhand Kellergewölbe und Mauerreste sichtbar gewesen wären. Der Name des Dorfes sei in dem von Niedergebra dahin führenden Wege, nämlich dem "Harzungerstieg", noch erhalten. Die Kirche soll erst im Dreißigjährigen Krieg gänzlich verwüstet worden sein, nachdem sie einer Räuberbande als Schlupfwinkel gedient hatte. Nach Angaben von Krönig sahen sich die Bewohner des Dorfes Herzungen oder Harzungen oder 1365 genötigt, ihren Wohnsitz zu verändern. Die armen Leute ernteten auf dem wasserarmen, rauen Muschelkalkboden nicht soviel, wie zu ihrer Notdurft erforderliche war. Es wird auch in der Sage von Getreideaustausch mit Nachbargemeinden gesprochen. Darum verlegten sie ihre Wohnungen in das ergiebigere, mildere Wippertal, und zwar nach Unter (Nieder) gebra. Die alten Wohnungen verfielen und Unkraut wucherte darüber. Einwohnern von Friedrichrode sollten vor etwa 200 Jahren (also um 1720) das wüste Land dauernd in Erbpacht nehmen, aber sie sahen bald wieder davon ab. Es lag etwas entlegen, von dunklen Waldgebieten umschlossen. Endlich wurde der ganze Fleck aufgeforstet. Über Harzugnen fehlt jede urkundliche Erwähnung. Doch die Sage geht an der Stätte nicht vorüber und plaudert von einem Waldweib: "Ein lohraischer Holzhauer hatte sich eines Tages im Helbetal verspätet und konnte erst bei hereingebrochener Dämmerung den Heimweg antreten. Da ihm Weg und Steg genau bekannt waren, beunruhigte ihn das weiter nicht, und er schritt daher fröhlich und guter Dinge vorwärts. Bei dem inzwischen eingetretenen Mondenschein gewahrte er plötzlich auf einem am Wege liegenden Baumstamm eine Frau sitzen, welche den Kopf in die Hände gelegt hatte und zu schlafen schien. In der Meinung, dass es die ihm wohl bekannte Hirtin von Harzungen sei, welche sich im Walde verspätet haben mochte, trat er leise von hintern hinzu und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Hände, um sie in neckischer Weise zu überraschen. Da erhob sich die Frau und sah ihm mit geisterbleichem Gesicht, aus dem ihm zwei leeren Augenhöhlen entgegen stierten, regungslos an. In entsetzlicher Angst floh der Mann über Stock und Stein dem Schloss Lohra zu. Kaum hatte er seine Wohnung erreicht, als er tot niederstürzte. Er hatte das Waldweib gesehen, dessen Anblick stets Unglück bedeutet!" Die Bezeichnung Harzungen, Herzungen oder Härzungen bedeutet Waldgebietsniederlassung oder -ort. Die Endung "ingen", wie sie vielfach im Volke ausgesprochen wird, gehört kaum hierher. Denn "Harz" heißt soviel wie "Hardt" - Waldgebirge. An auf die Natur bezügliche Ortsworte schließt sich immer die Endung "ungen" von den Angeln und Warnen, die sich mit den Cheruskern zum thüringischen Volke zusammengeschlossen haben sollen, abgeleitet. Nun möge über Helbeburg nocheinmal der Pfarrer Melissandes (eigentliche Gregorii), geb. 1985 zu Toba, gestorben "im Hohen Alter" in Dornheim (bei Arnstadt) zu Worte kommen. Sein umfassendstes Werk über Schlösser wurde 1715 veröffentlich. Zwar fußt sein Bericht wohl hauptsächlich auf mündlicher Überlieferung und ist deshalb kritisch aufzunehmen, andererseits stehen die alten Erzähler der Vergangenheit doch unverhältnismäßig näher als wir heute (1967), und es ist eben doch immer recht spannend, was die Alten aus der Vergangenheit zu berichten wissen: "In dem Fürstlich Schwarzburgischen Amt Keula in der Thalgegend hat vor Zeiten in einem dicken Walde eine alte Burg oder Berg-Schloss gestanden/davon man weniger/ja fast keine Rudera (Reste) mehr sieht. So viel ist noch kenntlich/dass Graben um dieses Schloss herum gefertigt gewesen/so mit den Mauren verfallen. Der Ort wird biß diese Stunde noch die Helbeburg genennet. Unter dem Berg soll noch Gewölbe im Stande seyen/deren Eingänge aber verfallen sind. Einige Eingänge oder Höhlen siehet man noch/wohin sich noch niemals ein Naturae curioses (Naturforscher) gewaget. Die Einwohner nennen die Höhlen Hünenlöcher/vielleicht von denen Hunnen/vor welchen sich die Einwohner zu der Zeit in solchen Feldenlöchern verkrochen/als deren wütendes Heer anno Chr. Zu Kayser Henrici des I. Zeiten 933 der Zeiten herum streifete/das feste Schloss Jechaburg (bei Sondershausen) zwey Meilen von hier gegen Morgen zerstöhrete/die gantze umliegedne Gegend öde machte. Ob nun damals dieses Schloss auch mit zerstöret worden/ oder ob es denen Brukteris (gemeint sind die Einwohner von Groß- und Kleinbrüchter) zur Retirade (Zuflucht) gedienet/davon findet man keine gewisse Nachricht. Soviel könnte man wohl muhtmaßen/dass dieser Ort mit zur alten Grafschaft Kirchberg gehöret/welche hernach an die Klöster Ilfeld/Walkenreid und Jechaburg/theils an die Graffen von Hohenstein kommen/von denen es die Graffen/nunmehro Fürsten zu Schwartzburg unter anderm erhalten. . . . In dieser Gegend findet man viele Luses naturae (wunderbare Naturbildungen) auf Steinen (wahrscheinlich Ammonshörner)/ dergleichen man nicht aller Orten antreffen kann. Es giebt auch schöne Kräuter auf dem Berge/so zu Arzeney diesen".

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